Spirale         am Punkt      Spirale

Was bedeutet  “am Punkt sein” ?

  Blog002 A

 

Archimedes (285-212 v. Chr.) soll gesagt haben:
"Gib mir einen Punkt, wo ich hintreten kann, und ich bewege die Erde!"
Er meinte damit, dass es einen Punkt gibt, an dem wir die Welt aus den Angeln heben können.
Am Punkt sein meint genau diesen Punkt.

 

Wenn ich am Punkt bin, dann nehme ich die Umwelt sehr genau wahr. Zum Beispiel merke ich dann, dass mein Blick an Weite gewinnt. Es ist, wie wenn das Fenster, durch das ich schaue, grösser und grösser wird. Die Einengungen des Fensterrahmens verschwinden und ich habe die Übersicht.

Auch die Ohren weiten sich und ich höre alles um mich herum. Und ich spühre und rieche die Wärme und Frische der Luft beim Spaziergang. Meist bin ich dann erstaunt, wie lebendig meine Umwelt ist.
Wenn ich “am Punkt” bin, dann verhalte ich mich auch anders. Ich kann zwischen Distanz und Nähe zu Dingen hin und her wechseln. Ich werde spielerischer und fühle mich flexible. Auch lasse ich mir etwas Zeit, bevor ich Entscheidungen treffe. Es ist, wie wenn ich das Heft selber in der Hand hätte, und nicht von Aussen gedrängt würde. Meine Freunde sagen dann oft, dass ich ruhig und zielgerichtet wirke. Sie mögen mich so. Wie machst du das, ich möchte auch so sein.

Blog002 B

 

Nun, ich habe mich auch schon gefragt, was es denn braucht um “auf den Punkt” zu kommen. Manchmal geht es ganz einfach, manchmal will es mir einfach nicht gelingen. Dann bin ich fahrig und aus dem Gleichgewicht heraus. Was bedeutet denn Gleichgewicht ? Hat das mit Physik zu tun oder ist es einfach nur eine Analogie, um eine Empfindung zu umschreiben. Ich habe schon viel Zeit investiert und mir auch einige Fähigkeiten angeeignet, die sehr hilfreich sind. Zum Beispiel mache ich jetzt ein “Rolfing”, um meinen Körper mehr ins Gleichgewicht zu bringen. Und das ist ganz wörtlich gemeint. Rolfing arbeitet mit der Schweerkraft und will den Körper dazu optimal ausrichten. Mit jeder Sitzung merke ich, dass ich besser stehe, besser gehe, besser sitze und insgesamt mehr im “physikalischen” Gleichgewicht bin.

Ist das denn wichtig oder ist das Zeitverschwendung. Geht es nicht schlussendlich um das “mentale” Gleichgewicht. Wäre doch effizienter, wenn ich gleich dort meine Kräfte bündeln würde. Nun, ich habe in meinem Leben schon oft den Wunsch gehabt, direkt am Ziel anzukommen ohne den Weg zu gehen. Wahrscheinlich wirst du mir jetzt sagen: “das funktioniert nur ganz selten”. Und genau diese Aussage deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.

Eine kleine Leidenschaft von mir ist das Lotto spielen. Ich lasse mir die Option offen, mal ganz grosses Glück zu haben. Für mein Leben habe ich aber eine andere Strategie eingeschlagen. Ich möchte nicht von einem Zufall abhängig sein und gehe den Weg der kleinen Schritte. Damit das aber trotzdem effizient ist, achte ich darauf, das alle Schritte in die gleiche Richtung gehen.

Aber wie kann ich sicher sein, dass ich nicht “Zick-zack” einschlage oder gar wieder rückwärts gehe ? Dies kann ich natürlich nicht absolut ausschliessen. Ich habe da gewisse Glaubenssätze, die mir das Leben erleichtern und sich bisher gut bewährt haben. Einer dieser Glaubenssätze heisst: tu nicht alles zur gleichen Zeit. In diesem Falle bedeutet dies: es gibt eine Zeit zum Zweifeln, es gibt eine Zeit des guten Gefühls, das Richtige zu tun. Ich gehe immer wieder in eine dieser beiden Positionen und konzentriere mich dann intensiv darauf. Als Zweifler zersträue ich nicht gleich alle Zweifel, sondern frage mich, was wäre, wenn die Zweifel zutreffend wären. Würde ich feststellen, dass ich auf dem falschen Wege bin, habe ich Freunde, die mir das sagen würden und wie würde ich mich dann fühlen? Wenn ich dann keine handfesten Indizien finde, dann lege ich die Zweifel wieder für eine Zeit ad Acta. Noch ein Glaubenssatz: das Leben ist zu kurz um sich permanent in Frage gestellt zu fühlen. Es gibt auch immer etwas zum feiern !

Manchmal bin ein Pefektionist. Dann möchte ich alles “extrem” gut machen. Es ist sehr schwierig, diesen Perfektionismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Aber, wenn ich mich immer wieder darum bemühe, dann wird mir das auch immer besser gelingen. Steter Tropfen höhlt den Stein, wie man im Volksmund sagt.

Ziele zu haben ist im allgemeinen eine gute Sache. Es gibt aber auch das Risiko, dass man Ziele auswählt, die schlussendlich unglücklich machen. Klingt zwar etwas paradox. Vielleicht hast auch du schon die Erfahrung gemacht, dass dich die Erreichung eines Zieles nicht gerade in einen Freudentaumel gestürzt hat. Das ist oft der Fall, wenn das Ziel ein “Weg von” bedeutet und nicht ein “hinzu”. Doch oft ist beides irgendwie miteinander verknüpft. Beispiel: Mein Ziel ist eine akademische Ausbildung. Wenn ich das Ziel erreicht habe, gehöre ich zu den Akademikern, aber nicht mehr zu den “Nicht-Akademikern”.
Wenn ich das Ziel habe, ein Musikstar zu werden, dann gehöre ich schlusendlich zu den Bewunderten und Umjubelten, aber nicht mehr zu den Fan's, die ihren Star bejubeln. Wo bin aber mehr zu Hause, wo ist meine Heimat ?

Die Zugehörigkeit ist eine Frage, die sich laufend stellt. Oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst. Wenn uns aber die Umgebung zu verstehen gibt, dass wir nicht dazugehören, dann reagieren wir meist sehr trotzig oder verletzt darauf. Am einfachsten ist dann, zu behaupten, dass wir ja gar nicht zu denen dazugehören möchten. Ein bisschen Schummeln ist ja erlaubt.

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Die Kunst ist, dies alles in ein Gleichgewicht zu bringen. Es gibt genau einen Punkt, an dem dies der Fall ist. Und je näher du an diesen Punkt kommst, desto mehr kehrt Ruhe und Gelassenheit ein.
Du kannst es innern Frieden nennen, du kannst auch einfach sagen: ich bin jetzt “amPunkt”.